Hintergrund: AFK Arbeitspreis

Das Wichtigste in Kürze

Der Arbeitspreis der AFK Geothermie unserer Gemeinde ist zum Jahresbegin stark gestiegen. Ein Skandal? Wir finden nicht. Der nachfolgende Artikel ist etwas länger, aber um das ganze Bild zu sehen, braucht man einige Hintergründe. Zusammenfassung:

  • Der Fernwärmepreis der AFK hängt an den Marktpreisen für Fernwärme, Gas, Strom und Heizöl und schwankt mit diesen Preisen.
  • Der AFK-Preis wird der Preisentwicklung der anderen Energieträger vom Vorjahr angepasst. Preisänderungen erfolgen also mit zeitlicher Verzögerung.
  • Die aktuell hohen Preise der AFK sind Folge der hohen Gaspreise aus 2022/2023. Dafür konnten AFK-Kunden in den letzten beiden Jahren von niedrigeren Preisen als bspw. Gas-Kunden profitieren.
  • Die Preise der AFK werden durch eine feste Formel bestimmt, die öffentlich ist und nahezu unverändert seit Gründung der AFK besteht.
  • Dass die Preise so steigen würden, war bereits im April 2023 erwartbar und hätte früher kommuniziert werden können.
  • Ab sofort können Sie unter www.gruene-aschheim.de/afk-preismonitor/ den für das nächste Jahr zu erwartenden Preis einsehen.
  • Im nächsten Jahr ist mit sinkenden Preisen zu rechnen.

Eine unnötige Überraschung

Die Schlagzeile im Münchener Merkur Anfang Februar war ein Aufreger: “Preissteigerung um 98 % innerhalb von drei Jahren”. In Kirchheim sind alle Parteien irritiert, in Aschheim möchte die CSU die AFK Geothermie GmbH (AFK) zur nächsten Gemeinderatssitzung zitieren, um diesen “Vorgang” erklärt zu bekommen.

Es ist sicher nicht alles optimal gelaufen bei dieser Preiserhöhung bzw. deren Kommunikation und auch die Bundesregierung trifft ein Teil der Schuld (spontaner Stopp der Gaspreis-Bremse zum 1.1.24 statt erst Ende März). Wir versuchen Licht ins Dunkel bringen und Probleme zu benennen, die es zu lösen gilt.

Die Preiserhöhung war lange absehbar. Das liegt daran, wie die Preise der AFK festgelegt werden: Ist man einmal ans Fernwärmenetz angeschlossen, ist man der AFK und ihren Preisen auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Um Missbrauch bei Fernwärmepreisen zu verhindern, werden die Preise durch eine Formel bestimmt, die auch im Preisblatt der AFK veröffentlicht wird (Kapitel 4.2.2). Diese Formel wurde bei Gründung der AFK festgelegt und seitdem nur geringfügig angepasst.

Im Wesentlichen beruht die Formel auf vier gewichteten Werten des Statistischen Bundesamts: den Preisen für Erdgas, Strom, Heizöl und Fernwärme. Die Werte sind gewichtet. Bei der AFK macht der Fernwärmepreis fast die Hälfte des Gesamtpreises aus, Gas trägt 37 Prozent bei, Öl und Strom sind die restlichen 10 Prozent. Die Preise werden einmal jährlich neu ermittelt. Verwendet wird dazu aktuell der Durchschnittswert von 12 Monaten, damit die Preisanpassung dann zum 1.1. stattfinden kann, endet diese 12-Monatsperiode Ende September. Aktuell kommen also die Preise von Oktober 2022 bis September 2023 zum Tragen.

Die Entwicklung der Indexpreise für Gas und Fernwärme zeigt folgende Grafik. Die 12 Werte, die aktuell den Preis bestimmen sind farblich hinterlegt:

Man sieht den Einfluss des russischen Angriffs bzw. die Unsicherheit im Gasmarkt ab Mitte 2021. Der Preis für Gas (blaue, gepunktete Linie) steigt um 250 % und erreicht im September 2022 seinen Höhepunkt. Er ist seitdem wieder um die Hälfte gefallen. Der Wert für Fernwärme stieg einige Monate später an, doch dazu später mehr. (Die Werte für Strom und Heizöl sind der Übersichtlichkeit halber hier nicht angezeigt, da sie den Arbeitspreis deutlich weniger stark beeinflussen, eine vollständige Grafik gibt es hier)

Bei den Kunden der AFK kam die Verdreifachung des Gaspreisanstiegs zur Preisanpassung im Oktober ’23 nur gebremst an, wie die nachfolgende Grafik zeigt.

Der Preis für Kunden war bis September ’22 noch 6 Cent/kWh (netto), und stieg im Oktober ’22 auf 9,2 Cent. Aktuell liegt er bei 13,73 Cent, was in etwa eine Verdopplung gegenüber 6 Cent ist, aber deutlich weniger als der Anstieg beim Gaspreis.

Für die AFK hat diese Situation zu Verlusten in den Jahren 2021 und 2022 geführt, da sie die hohen Preise im Energie-Einkauf zahlen musste, die Kunden aber aufgrund der anzuwendenden Preisformel noch niedrigere Preise hatten. Der Einkauf von Gas ist in der AFK nötig, da Spitzenlasten (morgens im Winter, wenn alle gleichzeitig heizen) im Moment mittels Gas-Blockheizkraftwerk abgefangen werden.

Der aktuelle Preis für Fernwärme der AFK folgt damit in seiner Höhe mit etwa einem Jahr Verspätung der Entwicklung des Marktpreises für Gas und Fernwärme. Deshalb kann man den Preis schon deutlich vor der Verkündung der AFK abschätzen. In er nachfolgenden Grafik haben wir in orange den Preis mit der AFK-Preisformel für jeden Monat auf Basis der Daten der letzten 12 Monate berechnet:

Dass der Preis die 13 Cent erreichen würde, war, wie die Grafik zeigt, bereits im April 2023 berechenbar (auf Basis der Daten von Januar 2023 und davor). Dass wir hohe Gaspreise hatten und dass Gas ein wesentlicher Faktor bei der Preisberechnung der AFK ist, könnten engagierte Gemeinderäte wissen oder hätten dazu bei der AFK nachfragen können.

Aussicht auf sinkende Preise und ein Preismonitor

Die positive Nachricht zuerst: Wenn nicht noch etwas Unvorhergesehenes passiert, werden die Preise der AFK nächstes Jahr wieder fallen. Da die Formel zur Preisberechnung und die nötigen Daten öffentlich sind, kann man den Preis jeden Monat auf Basis der aktuellsten Daten berechnen. Die AFK hat die Daten per Ende Oktober 2023 für ihre Preisberechnung verwendet, mittlerweile sind die Daten bis Ende Dezember vorhanden. Verwendet man diese Daten in der Formel, so wäre der Preis bereits jetzt einen halben Cent niedriger (die fallende orangene Linie).

Wie oben beschrieben kann die Preisentwicklung deutlich vor der Bekanntgabe durch die AFK berechnet werden. Je näher man dem Stichtag der Preisanpassung (1. Januar) kommt, desto genauer ist die Vorhersage. Aber auch vorher liefert die Berechnung Hinweise auf die Preisentwicklung und verhindert Überraschungen. Wir haben hierfür einen AFK-Arbeitspreismonitor entwickelt, der ab jetzt monatlich aktualisiert wird und Aufschluss über den zu erwartenden Preis gibt. Sie finden ihn hier.

Problem: Gas und Fernwärme als Preistreiber

Die hohen Anteile von Gas und Fernwärme für die Festlegung des Arbeitspreises sollten dringend überdacht werden. Gerade für Geothermie-Werke wie die AFK machen die aktuellen Vorgaben (ein Mix aus Rechtsprechung und wenigen Gesetzen) nur wenig Sinn. Gas ist ein Einkaufsposten für die AFK, der größte Kostenblock dürften aber die Abschreibungen auf Bohrkosten, Netzausbau (und vielleicht auch Personalkosten) sein. Der Großteil der Wärme kommt (bis auf die Förderkosten) kostenlos aus der Tiefe.

Besonders absurd ist jedoch der Kosteneinfluss des Fernwärme-Indexpreises: Die AFK meldet – wie alle Fernwärmeanbieter – ihre eigenen Preise ans Statistische Bundesamt. Das statistische Bundesamt erstellt daraus den neuen Fernwärme-Indexpreis. Steigen also die Preise für Erdgas, Strom und Öl, so steigt hierdurch direkt der Preis der Fernwärme. Und in der nächsten Abrechnungsperiode steigt der Preis nochmal, weil jetzt die Preissteigerungen aus Erdgas, Strom und Öl im Fernwärme-Index angekommen sind, der selbst wieder in den Preis eingeht. Diese Art Effekt ist auch unter dem Namen Rückkopplung bekannt und an dieser Stelle genau so unangenehm wie bei Mikrofonen auf der Bühne.

Natürlich gibt es diese Rückkopplungen auch bei fallenden Preisen, aber angesichts der Umstellung auf CO2-freie Fernwärmenetze würden wir eher von steigenden Indexpreisen für Fernwärme ausgehen. Dass Fernwärme in der Preisformel enthalten ist und dann auch noch mit so einem starken Gewicht liegt an der Rechtsprechung bzw. fehlender Gesetzgebung: der Bundesgerichtshof verlangt, dass der Fernwärme Index zur Preisbildung mit einem hohen Gewicht genutzt wird.

Für unsere drei Gemeinden sehen wir hier mehrere Probleme:

  • Zum einen sieht man an der aktuellen Situation, dass es wenig Verständnis für die (verzögerten) Preisentwicklungen gibt.
  • Der verzögerte Preisanstieg verursacht für die AFK finanzielle Probleme und hat auch dazu geführt, dass die Energiepreisbremse für AFK-Kunden kaum Wirkung hatte.
  • Die Preisformel hat kaum praktische Relevanz für die realen Kosten der AFK.

Als GRÜNE engagieren wir uns deshalb für:

  • Eine Überarbeitung der Preisformel, die faire Preise für Verbraucher garantiert und sich an den realen Kosten orientiert
  • Herstellung von Preistransparenz
  • Unterstützung für den Ausbau der AFK durch Landes- und Bundesmittel

Als Kunde der AFK haben Sie die Möglichkeit über die Gemeinderatswahl Einfluss auf die Steuerung der AFK zu nehmen. Ansonsten bleibt ihnen noch, durch bessere Dämmung den Verbrauch zu reduzieren. Hier gibt es viele Förderprogramme durch den Bund.

Sie haben Fragen oder wollen sich zu dem Thema mit uns austauschen? Schreiben Sie uns gerne eine E-Mail an vorstand@gruene-aschheim-dornach.de